Bisher war Apples AppStore der einzige Anlaufpunkt, um neue Anwendungen auf sein iPhone oder iPad zu laden. Diese monopolistische Stellung wird jetzt durch eine Verfügung der Europäischen Union aufgehoben. Noch vor dem Release von iOS 18 sollen entsprechende Änderungen in Apples mobilem Betriebssystem dafür sorgen, dass das vorher unterdrückte Sideloading ermöglicht werden soll. Für Entwickler und Nutzer ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten. Für Unternehmen stellt diese Änderung jedoch eine Notwendigkeit dar, die bisherige mobile Strategie anzupassen.
Was ist Sideloading?
Bisher können Apps für iPad und iPhone nur aus einer durch Apple regulierten Quelle stammen – dem AppStore. Was auf den ersten Blick einschränkend wirkt, bringt aber auch eine gewisse Sicherheit mit sich. Zum einen müssen Apps einen Prüfprozess durchlaufen, bevor sie veröffentlich werden können. Außerdem müssen Entwickler sich bei Apple zertifizieren, auch wenn dies nur monetär erfolgt.
Als Sideloading bezeichnet man die Möglichkeit, Anwendungen zu installieren, die nicht aus regulierten Quellen stammen – in Apples Fall also dem AppStore. So ist es möglich, Anwendungen aus anderen Quellen, beispielsweise Webseiten oder AppStores von Drittherstellern zu installieren. Bisher konnten Apps aus diesen Quellen nur dann installiert werden, wenn das Gerät vorher einen Jailbreak durchlaufen hat oder die Anwendungen durch ein Mobile Device Management (MDM) verteilt wurden.
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Was wird sich ändern?
Im November 2022 wurde der Digital Markets Act (DMA) in der EU verabschiedet. Seit März 2023 wird die Umsetzung der definierten Maßnahmen forciert. Ziel des DMA ist es, die marktbeherrschende und defacto monopolistische Markstellung von global agierenden digitalen Konzernen zu durchbrechen. Im besonderen Fokus stehen dabei zentrale Plattformen wie Bezahldienste, Messenger aber eben auch obligatorische und unumgehbare AppStores.
Für den privaten Nutzer hat dies klare Vorteile. Firmen wie Microsoft oder Epic Games profitieren von den neuen Regeln. Durch den Wegfall der Abgaben beim Verkauf von Bezahlapps könnten diese deutlich günstiger angeboten werden. Und auch Apps wie Emulatoren oder Browser, die nicht auf Apples eigenes Webkit setzen, sind für einige Anwender sicherlich interessant.
Für Unternehmen sieht die Situation hingegen ganz anders aus. Die Geschlossenheit von Apples Plattform wird hier als großer Vorteil gesehen. Durch das Erlauben von Sideloading müssen folgende Gefahren bewertet werden:
- Datenschutzverletzungen durch das unkontrollierte Abfließen von Daten
- Verstöße gegen geltende Compliance-Richtlinien
- Gefahr von Verbreitung von Malware
- Entfall des Digital Rights Management und somit kein Schutz vor Raubkopien
- Haftungsrisiken bei Sicherheitsvorfällen
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Umsetzung des Sideloadings
Apple wird auf die Forderungen des DMA reagieren und ein eigenes Betriebssystem für den europäischen Markt veröffentlichen, welches Sideloading ermöglicht. Entsprechende Codestücke wurden bereits in der Betaversion von iOS 17.2 gefunden. Ebenfalls ist klar, dass eine Regionalsperre eingebaut werden wird, welche die Funktion ausschließlich auf den europäischen Markt beschränken wird.
Unklar ist hingegen, wie genau Apple das Sideloading implementieren wird. Auf MacOS Geräten ist es beispielsweise schon jetzt möglich, Sideloading zu betreiben. Allerdings nur, wenn der Entwickler hierfür eine Gebühr an Apple übermittelt und sich entsprechend zertifizieren lässt. Eine ähnliche Umsetzung wäre auch für iOS und iPadOS möglich. Dass Apple Sideloading ohne weitere Kontrollinstanzen erlaubt, erscheint mehr als unwahrscheinlich. Schon eher realistisch erscheint, dass Sideloading zwar technisch erlaubt aber so unattraktiv macht, dass es in der Praxis kaum Anwendung finden könnte.
Wie sollten Unternehmen jetzt reagieren?
Mit den geplanten Änderungen zum Sideloading sollten Unternehmen ihre mobile Strategie erneut prüfen. Für unternehmenseigene Geräte ist es grundsätzlich empfehlenswert, diese als „vollständig verwaltete“ Geräte zu betreiben und mit dem Apple Business Manager zu verknüpfen. Durch die erhöhten Rechte auf dem Gerät sollte hier vermutlich Gegenmaßnahmen wie das Unterbinden von Sideloading per MDM Policy möglich sein.
Die Verwendung eines Enterprise Mobility Management (EMM) Systems oder zumindest einer Lösung zur Geräteverwaltung (MDM) ist ebenfalls, gerade im Unternehmenskontext, notwendig. Optional ist die Verwendung einer Endpoint Security Lösung wie beispielsweise Lookout empfehlenswert. Damit ist es möglich, den Compliance-Status eines Gerätes zu ermitteln und bei Abweichungen Gegenmaßnahmen zu aktivieren, um den Zugriff auf sensible Daten zu steuern.
Weiter führende Informationen
iPhone App Sideloading Coming to Users in the EU in First Half of 2024 – MacRumors
Sideloading: Einfach Apps ohne App Store auf dem iPhone installieren – Macwelt