Die erste Digitalisierungswelle des 20. Jahrhunderts war von Anbietern hochspezialisierter Softwaresysteme dominiert. IT-Beratung hieß, ein branchen- oder gar firmenspezifisches Softwaresystem auf einer spezialisierten Hardwareplattform zur Verfügung zu stellen. IT-Dienstleister konnten sich auf ihre Nische zurückziehen, Breite war nicht gefordert. Großrechner- und Terminal-Betrieb waren die Lösungen der Stunde.
Mit dem Aufkommen erst der mittleren Datentechnik in Gestalt von UNIX-Workstations und schließlich von Apple/Macintosh und Microsoft Windows erfolgte in den 1980er- und 1990er-Jahren eine Revolution vom Arbeitsplatz aufwärts. Ehemalige Studenten, die auf PCs Seminar-, Diplom- und Doktorarbeiten geschrieben hatten, brachten digitale Kompetenzen und digitale Zielvorstellungen mit in das Arbeitsleben und an den Arbeitsplatz. Die einstige Dominanz der Großrechner schwand. Kleinunternehmen und mittelständische Betriebe emanzipierten sich von monolithischen, hochgradig zentralisierten Systemen.
Der Siegeszug der mittleren Datentechnik war nicht mehr aufzuhalten. Noch vor der Jahrtausendwende führten Industrie, Banken und Versicherungen – einst prototypische Nutzer von Großrechnerlösungen – Software für Unix- und Windowssysteme ein. Technik und Benutzerschnittstellen von Betriebssystemen konvergierten gegen die Gegebenheiten auf den Arbeitsplätzen. Microsoft Windows NT Server, .NET-Server und Linux hielten nahtlos Einzug in Serverräume.
Parallel zum explosionsartigen Anwachsen insbesondere der PC-Hardwarebasis zog eine Vielzahl von Standardlösungen für praktisch alle Bereiche kaufmännischen, gestalterischen und technisch-wissenschaftlichen Tuns nach sich. Die Bandbreite der in der IT-Beratung abzudeckenden Softwarelösungen wuchs. IT-Dienstleister mussten Software-Systeme beim Nutzer installieren, miteinander integrieren und warten, deren Komponenten vom Nutzer selbst ausgewählt worden waren.
Da dies für einzelne bald nicht mehr allein aus eigener Hauskompetenz heraus zu leisten war, erfuhren IT-Beratung und IT-Dienstleistung erneut eine Änderung. Aus dem IT-Dienstleister wurden Teamplayer, Koordinatoren von Ressourcen und Kompetenzen verschiedenster Schwerpunkte.
Dieses Konzept von IT-Beratung und IT-Dienstleistung erwies sich letztlich tragfähig auch für die Anforderungen heutiger Globalisierung und globaler Vernetzung.
Bild: Manuel Geissinger